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Spätkomplikationen des Diabetes mellitus

Diabetes-Spätkomplikationen

Gefäß- und Nervenschäden als Folge der Überzuckerung beim Diabetes mellitus führen zu schwerwiegenden Komplikationen im Krankheitsverlauf, die oft entscheidend werden für die Lebensqualität der betroffenen Menschen

Von
Peter "Doc" Moritz
Sep 2024
Update
Min
Sep 2024
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Spätkomplikationen des Diabetes mellitus

Gefäß- und Nervenschäden als Folge der Überzuckerung beim Diabetes mellitus führen zu schwerwiegenden Komplikationen im Krankheitsverlauf, die oft entscheidend werden für die Lebensqualität der betroffenen Menschen

By
Peter "Doc" Moritz

Diabetes-Spätkomplikationen

Spätkomplikationen von Diabetes

Diabetes mellitus kann, wenn nicht effektiv kontrolliert, zu langfristigen Komplikationen führen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Zu den Spätkomplikationen zählen Makroangiopathie, Mikroangiopathie und diabetische Polyneuropathie. Diese Komplikationen betreffen die großen, die kleinen Blutgefäße und die peripheren Nerven im Körper und können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie kardiovaskulären Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Nervenschäden führen. Die Lehrmeinung geht davon aus, dass die Häufigkeit und Wahrtscheinlichkeit der Spätkomplikationen direkt von der Anzahl und Höhe der Überzuckerungen abhängt. Man könnte sich dies als Fläche einer gedachten lebenslangen Linie des Blutzuckers vorstellen. Die Fläche der erhöhten Werte summiert sich und drückt das Risiko der Spätkomplikationen aus.

Makroangiopathie

Arteriosklerose und ihre schwerwiegenden Folgen. Arteriellen Verschlusskrankheit, gefährdet Herz, Gehirn und Extremitäten

Die diabetische Makroangiopathie bezeichnet die Schädigungder großen Blutgefäße im Körper durch chronisch erhöhte Blutzuckerspiegel. Dies betrifft die großen, arteriellen Blutgefäße, die das Herz, das Gehirn und die Extremitäten versorgen. Makroangiopathie bei Diabetes ist eine der Hauptursachen für Komplikationen am Herz-Kreislaufsystem. Laut der Weltgesundheitsorganisation(WHO) haben Menschen mit Diabetes ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko fürHerzinfarkt und Schlaganfall. In den USA, wo etwa 34,2 Millionen Menschen(10,5% der Bevölkerung) Diabetes haben, sind etwa zwei Drittel der Todesfälle bei Menschen mit Typ 2 Diabetes auf kardiovaskuläre Komplikationen zurückzuführen. Dies summiert sich mit den übrigen Risikofaktoren der Arteriosklerose (Arteriosklerose: Ursachen, Folgen und Auswirkungen)

Chronisch hohe Blutzuckerwerte, wie sie bei Diabetes vorkommen,führen zur Bildung von Schadstoffen, die als fortgeschrittene glykierteEndprodukte (AGEs) die Ablagerung von Plaques in der Gefäßwand begünstigen. Diese Plaques lassen die Gefäße enger und steifer werden, was wir alsAtherosklerose kennen. Arteriosklerose kann den normalen Blutfluss zu wichtigen Organen wie dem Herz, Gehirn und den Beinen behindern. Das kann ernste Folgen haben,wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder die Blockade der Blutzufuhr zu den Beinen (pAVK). Es ist wichtig zu wissen, dass Diabetes mellitus einer der Risikofaktoren für die Entwicklung von Atherosklerose ist. (Siehe Unterschied Arterioskleroseund Atherosklerose)

Mikroangiopathie

Die Mikroangiopathie ist eine häufige Komplikation bei Diabetes mellitus und betrifft die kleinsten Blutgefäße, die Kapillaren. Sie ist charakterisiert durch eine Schädigung dieser feinsten Blutgefäße, die für die Zellversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff sowie für den Abtransport von Stoffwechselabfällen aus dem Gewebe zuständig sind. Eine zentrale Komplikation der Mikroangiopathie ist die diabetische Nephropathie. Diese Nierenschädigung,die auf Diabetes zurückzuführen ist, tritt bei 20-40% der Menschen mit Diabetes auf, meist nach vielen Jahren der Krankheit. Eine solche Schädigung der Nieren kann, zu chronischem Nierenversagen und zur Notwendigkeit einer Dialyse führen.Eine weitere erhebliche Komplikation ist die diabetische Retinopathie. Sie betrifft das Auge und führt zur Schädigung der Netzhaut. Nach Angaben der WHO betrifft die Retinopathie etwa ein Drittel aller Menschen mit Diabetes und ist die Hauptursache für Erblindung bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter.

Die diabetische periphere Polyneuropathie ist eine Form der Nervenschädigung, die sich aus der Schädigung kleiner Blutgefäße entwickeln kann, betrifft laut American Diabetes Association etwa 50% aller Menschen mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes. Sie kann auch früh auftreten, insbesondere bei schlechter Blutzuckerkontrolle. Im Kontext der Mikroangiopathie spielt oxidativer Stress eine Schlüsselrolle. Bei Diabetes führt ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies(ROS) und der antioxidativen Kapazität des Körpers zu oxidativem Stress. Dieser Stress schädigt Zellen und Gewebe und führt so zu pathologischen Veränderungen,einschließlich der Schädigung der kleinen Blutgefäße, was die Entwicklung und Progression der Mikroangiopathie begünstigt. Die Therapie dieser Zustände konzentriert sich vor allem auf die Kontrolle der Blutzucker-und Blutdruckwerte, um das Fortschreiten der Schädigung zu verhindern. Spezifische Therapien der Mikroangiopathie sind nicht bekannt.

Periphere Polyneuropathie

Die periphere diabetische Polyneuropathie bezeichnet eine Schädigung der peripheren Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen, infolge von Diabetes. Siehe hierzu auch die Zusammenhänge mit der Mikrozirkulation im vorherigen Abschnitt. Diese Form der Nervenschädigung kann verschiedene Auswirkungen auf sensorische, motorische und autonome Funktionen haben. Die Auswirkungen der peripheren Polyneuropathie können die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes erheblich beeinträchtigen.

Die sensorischen (sensiblen) Beeinträchtigungen können die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Verletzungen oder Infektionen beeinträchtigen. Betroffene können Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen oder einen Verlust der Empfindung in den betroffenen Bereichen verspüren. Diese sensorischen Beeinträchtigungen können sich negativ auf die alltäglichen Aktivitätenauswirken, die Lebensqualität beeinträchtigen und zu erheblichen Komplikationenführen.

Motorische Störungen sind ebenfalls typisch für dieperiphere Polyneuropathie bei Diabetes. Motorische Einschränkungen der muskulären Funktion und Schwierigkeiten bei der Propriorezeption (Tiefensensibiltät) können die Mobilität einschränken und den Alltag erschweren. Sie können zu Muskelschwäche oder-lähmungen führen und die Bewegung beeinträchtigen.

Die periphere Polyneuropathie beeinträchtigt die Propriorezeption, das Bewusstsein für die Position und Bewegung der Gliedmaßen.

VegetativeStörungen betreffen die Kontrolle über verschiedene Körperfunktionen, die normalerweise automatisch ablaufen. Störungen des autonomen, vegetativen Nervensystems (Sympathikus - Parasympathicus) können zu einer gestörten Durchblutungsregulation und einer verminderten Reaktion auf lokale Entzündungen führen.  Betroffen können auch die Herzfrequenz, der Blutdruck,Verdauung, Blasenfunktion und die Reaktion auf Temperatur sein.

Diabetischer Fuß

Polyneuropathie, Makroangiopathie und Mikroangiopathie führen gemeinsam zu komplexen Störungen, die besonders am Fuß stark ausgeprägt sind. Das diabetische Fußsyndrom ist eine ernsthafte und weitverbreitete Komplikation von Diabetes mellitus. Es resultiert aus der Summierung der Spätkomplikationen: Nervenschäden, Makroangiopathie und Mikroangiopathie.Die Makroangiopathie (Arteriosklerose) führt zur Reduzierung der Sauerstoffversorgung in den Beinen. Die Mikroangiopathie betrifft die kleinen Blutgefäße, bei denen die Wände der Kapillaren durch zu hohen Blutzuckergeschädigt werden. Zusammen mit der Neuropathie, bei der die Nervenenden geschädigt werden bilden diese Durchblutungsstörungen eine gefährliche Kombination.

Kleinste Verletzungen oder Druckstellen werden oft nicht bemerkt und können infolge der verminderten Durchblutung und eingeschränkten Immunreaktion schlecht heilen.  Die daraus resultierenden offenen Wunden und Geschwüre bieten ideale Bedingungen für zusätzliche bakterielle Infektionen. Wenn diese nicht rechtzeitig und adäquat behandelt werden, entstehen schwere Infektionen bis zur Sepsis (VEerbreitung der Keime der Entzündung im Blutsystem des Körpers).

Das diabetische Fußsyndrom führt zu chronischen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit. Infolgedessen leiden die Betroffenen unter einer stark reduzierten Lebensqualität. Es stellt eine beträchtliche Herausforderung für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft dar. Schätzungen zufolge sind bis zu 25% aller Menschen mit Diabetes, im Laufe ihres Lebens von diesem Syndrom betroffen. Bis zu 27% der direkten medizinischen Kosten im Zusammenhang mit Diabetes sind auf dieses Syndrom zurückzuführen. Dies umfasst Ausgaben für Krankenhausaufenthalte, medizinische Versorgung und Therapie sowie für mögliche Amputationen. Die Prävention dieses schwerwiegenden Krankheitsbildes beinhaltet regelmäßige Fußinspektionen, das Tragen von passendem Schuhwerk, adäquate Fußpflege, gute Blutzuckerkontrolle und bei Bedarf eine gezielte Behandlung von Fußverletzungen.

Zusammenfassung

  • Makroangiopathie: Bei Diabetes führt die Schädigung dergroßen Blutgefäße zu erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Mikroangiopathie: Die Schädigung der kleinsten Blutgefäßekann zu schweren Krankheiten wie Nierenleiden und Netzhautschäden führen.
  • Polyneuropathie: Diese Nervenschädigung kann dieLebensqualität stark beeinträchtigen und die Mobilität einschränken.
  • Diabetisches Fußsyndrom: Die Kombination der obengenannten Komplikationen kann zu schweren Fußproblemen führen, was zuSchmerzen, Mobilitätseinschränkungen und sogar Amputationen führen kann.
  • Gesundheitliche und ökonomische Belastung: DieseKomplikationen führen zu erheblichen Kosten für das Gesundheitssystem.
  • Prävention: Eine gute Blutzuckerkontrolle und regelmäßigeFußpflege sind entscheidend zur Vermeidung dieser Komplikationen.

Veröffentlicht
Letztes Änderungsdatum
2.9.2024
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