Akutkomplikationen des Diabetes mellitus
Hierzu gehört die Unter- und Überzuckerung. Beides sind akut lebensbedrohliche Zustände und bedürfen der zielgerichteten Behandlung. Sobald neurologische Symptome auftreten ist die notärztliche Behandlung angezeigt. Sofern die Komplikationen rechtzeitig erkannt werden sind auch zielgerichtete "laienmedizinische Maßnahmen" geeignet die Situation zu verändern.
Jeder von Diabetes mellitus betroffene Mensch sollte unabhängig vom Typ diese Akutkomplikationen kennen und wenn er einen solchen Zusatnd bereits erlebt hat diesen zuordnen können. Für Menschen im Gesundheitswesen ist die Kenntnis dieser Komplikationen und die sich daraus ergebenen zielgerichteten Handlungen selbstverständliche Grundlage des Wissens.
Hypoglykämie
Die Hypoglykämie bezeichnet den Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel einer Person unter den gesunden, als normal definierten Bereich
sinkt. Dieser Bereich liegt im Durchschnitt bei 70-100 mg/dl (3,9-5,6 mmol/l). Bei Diabetikern ist die Hypoglykämie ein weit verbreitetes Problem. Nach
Schätzungen erleben etwa 30% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 10-20% der Menschen mit Typ-2-Diabetes mindestens eine schwere Hypoglykämie pro
Jahr.
Erkennen der Hypoglykämie
Auslöser für eine Hypoglykämie können eine Überdosierung von Insulin, der Verzicht auf oder die Verschiebung von Mahlzeiten, intensivierte körperliche
Betätigung oder auch der Konsum von Alkohol sein. Es ist wichtig zu beachten, dass Sport und vermehrte körperliche Aktivität immer ein Risiko für
Unterzuckerung bergen, da sie den Blutzuckerspiegel schnell senken können.
Die Symptome einer Hypoglykämie können stark variieren, jedoch sind einige Anzeichen besonders typisch. Dazu gehören Zittern, Schwitzen, feuchte kalte
Haut, ein gesteigertes Hungergefühl, Unruhe und Aggressivität. Komplexere Symptome umfassen Verwirrtheitszustände, körperliche Schwäche und in
schweren Fällen Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle. Glukose ist eine notwendige Energiequelle für das Gehirn. Ohne ausreichende Glukosezufuhr
werden die Hirnzellen nicht ausreichend versorgt und beginnen abzusterben.
Therapie der Hypoglykämie
Die Erstbehandlung einer Hypoglykämie zielt darauf ab, den Blutzuckerspiegel so rasch wie möglich wieder auf einen normalen Wert anzuheben. Hierbei
spielt die Art des konsumierten Zuckers eine wichtige Rolle. 'Schnelle Zucker' wie Traubenzucker, Fruchtsaft, Honig oder Süßigkeiten sind ideal, da sie direkt
in die Blutbahn aufgenommen werden und so den Blutzuckerspiegel rasch anheben können. Diese Zucker werden als 'schnell' bezeichnet, da sie schon
über die Schleimhaut im Mund aufgenommen werden oder einfach zu verdauen sind und ihren Zuckerinhalt schnell an das Blut abgeben.
'Mittel- und langfristige' Zucker wie Vollkornbrot, Nudeln oder Reis hingegen sind langsamer verdaulich und erhöhen den Blutzuckerspiegel allmählich und länger
anhaltend. Diese Zucker sind komplexer und benötigen mehr Zeit, um in den Blutkreislauf aufgenommen zu werden. Ihr Vorteil liegt in der längeren Wirkung.
Typischerweise werden beide Zuckerformen gemeinsam benutzt.
Die umfassende Behandlung der einfachen Hypoglykämie bedeutet immer auch die Sorge für die zweit Phase nach den "schnellen Zuckern". D.h. mittel- oder langfristige Kohlehydratezufuhr. Verstehen wie es zur Situation gekommen ist. Herstellen einer sicheren Situation für den betroffenen Menschen mit Beobachtung und/oder Begleitung des Menschen.
Im Falle von neurologischen Symptomen wie Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen, die auf eine schwere Hypoglykämie hinweisen, sollte unverzüglich ein Notruf abgesetzt werden. Ärztlicherseits können wir Zucker in Form hochprozentigr Glukose direkt in das Blutgefäßsystem spritzen.
Hyperglykämie
Die Überzuckerung entsteht häufig schleichend über einen längeren Zeitraum. Trotzdem stellt sie dann aufgrund der Komplikationen und durch den Körper nicht mehr beherrschbaren Situation eine eine akute Situation dar. Hyperglykämie bezeichnet einen Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel über den gesunden, als normal definierten Bereich steigt. Diese Schwelle liegt durchschnittlich bei etwa 125 mg/dl (6,9 mmol/l) nüchtern gemessen. Die Hyperglykämie ist ein häufig auftretendes Problem bei Diabetikern, und die Auslöser sind vielfältig.
Erkennen der Hyperglykämie
Häufige Ursache ist das Missachten von Insulindosen, können Stress, Krankheit, übermäßige Nahrungsaufnahme oder mangelnde körperliche Aktivität eine Hyperglykämie begünstigen ode auslösen.
Bei Hyperglykämie spielt die Flüssigkeitszufuhr eine Schlüsselrolle in der Behandlung. Wenn die Blutzuckerwerte 180 mg/dl (10 mmol/l) übersteigen, beginnen die Nieren Glukose auszuscheiden, was zu einem erhöhten Wasserund Elektrolytverlust führt. Durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird die Ausscheidung von Glukose durch die Niere unterstützt und der Wasserverlust ausgeglichen. Sollten die Blutzuckerwerte trotz dieser Maßnahme weiter ansteigen, ist unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Symptome einer Hyperglykämie können subtil sein, schließen jedoch typischerweise verstärkten Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit ein. Es ist wichtig, diese Anzeichen zu erkennen, da unbehandelte Hyperglykämie ernsthafte Folgen haben kann und eine ernsthafte Bedrohung ist. Bleibt sie unbehandelt, kann sie zu einer schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Komplikation führen - der diabetischen Ketoazidose (DKA), insbesondere bei Menschen mit Typ-1-Diabetes.
Hyperosmolarer Zustand
Der hyperosmolare hyperglykämische Zustand (HHS) ist eine schwere Komplikation, die hauptsächlich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auftritt. Diese akute Stoffwechselentgleisung ist gekennzeichnet durch extrem hohe Blutzuckerwerte, die oft 600 mg/dl (33,3 mmol/l) oder mehr erreichen können. Zudem ist eine signifikante Dehydratation (Wasserverlust) vorhanden, die durch hohe Konzentrationen von Zucker im Blut verursacht wird.
Der hyperosmolare hyperglykämische Zustand (HHS) entsteht, wenn der Körper aufgrund von unzureichendem Insulin die Glukose nicht effizient nutzen kann. Statt die Glukose in nutzbare Energie umzuwandeln, wird sie im Blutkreislauf behalten, was zu den extrem hohen Blutzuckerwerten führt. Eine Folge hiervon ist eine osmotische Diurese, bei der die Nieren große Mengen an Wasser und Elektrolyten ausscheiden und dadurch zu einer starken Dehydratation führen.
Symptome sind starker Durst und häufiges Wasserlassen. Neurologische Symptome wie Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit können ebenfalls auftreten und auf eine beginnende Schädigung des zentralen Nervensystems hinweisen. In der Folge entstehen ernsthafte und dauerhafte Schäden. Diese können neurologische Schäden aufgrund von Dehydratation und hohen Blutzuckerwerten, aber auch schwere Stoffwechselstörungen wie Hypernatriämie (hoher Natriumspiegel im Blut) einschließen. Zur Behandlung zusätzlich zur Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie in der Regel eine Insulintherapie notwendig.
Zur Prävention ist das frühzeitige Erkennen und Behandeln von hohen Blutzuckerspiegeln sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr essenziell. Dies gilt besonders in Zeiten von Krankheit, bei hohen Blutzuckerwerten und bei Fieber, da Fieber das Risiko einer Dehydration erhöht. Ebenso ist es wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, wenn kein Durstgefühl vorhanden ist.
Diabetische Ketoazidose
Die diabetische Ketoazidose ist ein akuter Notfall, der auftritt, wenn der Körper aufgrund des Mangels an Insulin beginnt, Fett anstelle von Zucker zur Energiegewinnung zu verbrennen. Dabei entstehen Ketone, die in hohen Mengen giftig für den Organismus sind.
Symptome der diabetischen Ketoazidose sind eine Reihe von Symptomen, darunter Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und eine beschleunigte, tiefe und gleichmäßige Atmung, bekannt als Kussmaul-Atmung. Eine charakteristische Eigenschaft ist der Acetongeruch des Atems(Nagellackentferner oder Farbenverdünner), ein Nebenprodukt des erhöhten Ketonspiegels im Körper. Bei Fortschreiten der Ketoazidose können Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen auftreten, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordern.
Die Behandlung der diabetischen Ketoazidose ist ein medizinischer Notfall und erfordert den Notarztruf. Innerhalb der Kliniken umfasst die intensivmedizinische Behandlung die Verabreichung von Insulin und Flüssigkeitstherapie zur Korrektur der Dehydratation und zur Senkung der Blutzucker- und Keton-Spiegel.
Zusammenfassung
Hypoglykämie ist ein Zustand, der durch einen niedrigen Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist, und bei Menschen mit Diabetes weit verbreitet ist. Ursachen können Überdosierung von Insulin, Mahlzeitverschiebungen, intensiver Sport oder Alkoholkonsum sein. Im Falle einer Hypoglykämie sind schnelle Zuckerarten wie Traubenzucker oder Honig ideal, um den Blutzuckerspiegel rasch zu erhöhen.
Hyperglykämie tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel über den normalen Bereich steigt. Stress, Krankheit, übermäßige Nahrungsaufnahme, mangelnde körperliche Aktivität oder Missachten von Insulindosen können eine Hyperglykämie begünstigen. Unbehandelt kann Hyperglykämie zu diabetischer Ketoazidose führen, einer ernsthaften und lebensbedrohlichen Komplikation.
Der hyperosmolare hyperglykämische Zustand (HHS) ist eine schwere Komplikation, die hauptsächlich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auftritt und durch extrem hohe Blutzuckerwerte und Dehydration(Flüssigkeitsverlust) gekennzeichnet ist. Flüssigkeitszufuhr spielt eine Schlüsselrolle in der Behandlung von Hyperglykämie und HHS.
Diabetische Ketoazidose (DKA) ist ein akuter Notfall, der auftritt, wenn der Körper aufgrund eines Insulinmangels beginnt, Fett statt Zucker zur Energiegewinnung zu verbrennen. Bei Fortschreiten der Ketoazidose können Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen auftreten, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordern.
Die Prävention von Hypoglykämien und Hyperglykämien erfordert das frühzeitige Erkennen und Behandeln von veränderen Blutzuckerspiegeln. Eine der körperlichen Aktivität angepasste Zufuhr von Kohlehydraten. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, besonders in Zeiten von zusätzlichen Krankheiten und Fieber.