Medizinische Fallbeispiele
Beim Lernen mit Fallbeispielen (case-based learning "CBL") handelt es sich um ausgewählte Fallbeispiele aus der Praxis, um dein theoretisches Wissen aus der medizinischen Lehre zu vertiefen und den Transfer in die Praxis zu üben. Interprofessionelle Überlegungen fördern das Verständnis für komplexe Patientenversorgung und Kompetenzen wie Kommunikation, Teamarbeit und patientenzentriertes Handeln. Gleichzeitig kannst Du durch die eigenständige Erarbeitung von Lösungsansätzen dein Wissen überprüfen und vertiefen.
Was bekomme ich hier?
- Realitätsnahe Szenarien: Detaillierte Beschreibungen der Situation, Hauptbeschwerden, Hintergrund, Vorerkrankungen, Medikamente und soziales Umfeld.
- Online-Fallbesprechung: Einige Fallbeispiele werden im Livestream besprochen. Vor dem Livestream findest du nur die Aufgaben-beschreibung und den Arbeitsauftrag. Die Besprechung wird anschließend auf YouTube verfügbar sein.
Wie nutze ich das?
- Eigenständiges Durcharbeiten: Der größte Lernerfolg entsteht durch das eigenständige Bearbeiten der Fallbeispiele nach Arbeitsauftrag.
- Grundlage der Zusammenarbeit: Deine Lösungen und Ideen sind ideal für eine Austauschrunde in eurer Lerngruppe.
- Vergleich mit Lösungsvorschlag: Du kannst einen beispielhaften Lösungsvorschlag ansehen, den wir erstellt haben. Es gibt keine „richtigen“ Lösungen, da sie sich im realen Kontext ergeben.
Arbeitsschritte befolgen:
- Erfassung der Situation, Symptome, anamnestischer Informationen und des Umfeldes.
- Entwickle Ideen und mögliche Diagnosen. Die Bewertung der Alternativen führt zu einer Arbeitshypothese.
- Erarbeite deine berufsspezifischen Maßnahmen zur Situation.
- Entscheide, ob es sich um einen Notfall handelt, der sofortiges Eingreifen erfordert. Falls ja, welche Maßnahmen du bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchführst.
Was muss ich investieren?
- Zeit: Plane bis zu 20 Minuten für die umfassenderen Fallstudien ein. Außerdem bist du herzlich zur Teilnahme an unseren Online-Besprechungen eingeladen.
- Engagement: Kosten entstehen dir keine – wir bieten dir alle Materialien für die persönliche Nutzung kostenfrei an. Für Schulungsmaterialien kontaktiere uns.
Hauptbeschwerden:
Heute plötzlich auftretende Brustschmerzen, immer wieder auftretende Atemnot beim Sprechen und Treppensteigen.
Situation:
Der sehr akute Schmerz im Brustkorb ist neu. Diese haben noch zu Hause angefangen und sich auch auf dem kurzen Weg zur therapeutischen Praxis (10min Fußweg) nicht verändert. Die Atemnot tritt immer wieder auf. Heute wohl etwas verstärkt.
Herr M. stellt sich bei(m) Physiotherapeut:in vor. Die Knieschmerzen haben in letzter Zeit zugenommen und sein Hausarzt hat ihm eine Verordnung für Krankengymnastik ausgestellt mit der Bemerkung, er müsse 'ja schnell wieder fit werden für die kommende Reise'.
Nebenbei erzählt er von den Thoraxschmerzen, die vor etwa einer halben Stunde angefangen hätten.
Bekannte Vorerkrankungen:
Vor 4 Jahren Herzinfarkt, bei dem zwei Stents eingesetzt wurden.
Atemnot unklarer Ursache (Verdacht auf beginnende Herzinsuffizienz)
Kniearthrose bds
Bekannte Medikamente:
Ramipril (Dauermedikation wegen Bluthochdruck),
Simvastatin (Dauermedikation).
Hintergrund und soziales Umfeld:
Herr Meier hat sein Leben lang als Finanzbuchhalter in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet. Er liebt es, mit dem Wohnmobil zu reisen und plant zusammen mit seiner Ehefrau eine Reise nach Skandinavien, um die Polarlichter zu sehen. Die letzten Jahre vor seiner Pensionierung waren besonders anstrengend, insbesondere nach seinem Herzinfarkt vor 4 Jahren. Er hat ein Körpergewicht von 89 kg bei einer Größe von 172 cm.
Aufgrund einer Empfehlung eines Orthopäden vor Jahren hat er sich für regelmäßiges Fahrradfahren entschieden. Dies ist für seine beidseitige Kniegelenkarthrose hilfreich. Die Knieschmerzen haben in letzter Zeit jedoch zugenommen, und sein Hausarzt hat ihm eine Verordnung für Krankengymnastik ausgestellt
Arbeitsauftrag:
Ihr Auftrag als nichtärztliche Fachkraft im Gesundheitswesen ist die Erarbeitung eines umfassenden und personalisierten Behandlungsplans.
Der Plan sollte die folgenden Schlüsselbereiche abdecken:
- Welche Symptome erlebt der Mensch
- Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortiges Handeln erfordert?
- Was könnten Ursachen für die Situation sein?
- Was kann ich aus meiner Profession (meinem Beruf) beitragen?
- Notwendige oder zu erwartende ärztliche Begleitung und Medikatio
- Wenn du dich für den Notarzt entscheidest, was sind Deine Massnahmen bis zum Eintreffen?
Formatierung
Der fertige Behandlungsplan sollte in verständlicher Sprache verfasst sein, damit er auch von Menschen ohne medizinische Ausbildung verstanden werden kann. Ihre Arbeit wird dazu beitragen, Menschen auf ihrem Weg zu einer besseren Gesundheit zu unterstützen und die Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihren Zustand zu bewältigen.
Bevor du dir den Lösungsansatz für dieses Fallbeispiel ansiehst, raten wir dir deine eigenen Ideen zuerst schriftlich festzuhalten. Nimm dir jetzt 15-20 Minuten Zeit den Fall eigenständig zu lösen und mit deiner Lerngruppe zu diskutieren.
Bevor du dir den Lösungsansatz für dieses Fallbeispiel ansiehst, raten wir dir deine eigenen Ideen zuerst schriftlich festzuhalten,
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Lösungsansatz
Das Erkennen der akuten Situation auch beinem scheinbar "normalen" Verhalten der betroffenen Person ist entscheidend für die richtige medinissche Versorgung. SO kann hier durchaus die Gesamtsituation falsch bewertet werden, da der betroffene Herr H.M. sich entsprechend dem Termin und der Verordnung wegen Knieschmerzen vorstellte. Nur im Nebensatz erwähnt er die thorakalen Schmerzen, die jedoch zwingen dernst genommen werden müssen und in diesem Fall richtungsweisend sind!
Welche Symptome zeigt der Mensch?
• Akute Brustschmerzen (ca. 30 Minuten)
• Atemnot (bekannt heute verschlimmert)
• Bekannte Knieschmerzen in letzter Zeit verschlimmert
Was könnten Ursachen für die Situation sein, (Arbeitshypothese)?
Die akuten thorakalen Schmerzen können Ausdruck eines akuten Koronarsyndroms sein. Be-sonders bei einem Herzinfarkt in der Vorgeschichte ist das Risiko für einen Herzinfarkt (bei dem Herzmuskelgewebe abstirbt) hoch. Zur Unterscheidung einer bekannten Koronaren Herzerkran-kung (KHK) sind fünf Kriterien hilfreich. Wenn nur einer der Punkte zutrifft, kann ein Herzinfarkt ohne weitergehende Diagnostik nicht ausgeschlossen werden. Dies sollte immer zu einem Not-arztruf führen, da die Versorgung eines Herzinfarktes zeitkritisch (zur Vermeidung weiterer Herzmuskelschäden oder des akuten Herz- Kreislaufstillstandes) zu reduzieren.
Die Kriterien sind 1. Erstmaliges Auftreten, 2. Anderer Schmerzort als der bekannte, 3. Anderer Schmerzcharakter oder -stärke als bekannt, 4. Neu auftretende Herzrhythmusstörungen, 5. Nit-ro-negative Beschwerden (d.h. bei der Gabe des für eine KHK verordneten Nitro-Sprays bleiben Beschwerden bestehen)
Die Atemnot ist eines der drei typischsten Symptome des akuten Koronarsyndroms: thorakale Schmerzen, Atemnot (Dyspnoe), thorakale Enge
Sie unterstützt die vorherigen Aussagen und den Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom.
Die Knieschmerzen, eigentlicher Grund für den therapeutischen Praxisbesuch treten aufgrund der Akutsituation in den Hintergrund.
Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortiges Handeln erfordert?
• Ja!
• Diese Situation, da erstmaliges Auftreten der thorakalen Schmerzen vorliegen sollte zur soforti-gen Notarztalarmierung (112) führen.
Bis zum eintreffen des Rettungsdienstes:
• Der zeitkritische Notarztruf steht an erster Stelle,
• Gleichzeitig wird die körperliche Belastung beendet und die
• Psychische Belastung reduzieren (Beruhigung, bei Betroffenen bleiben)
• Herzbettlagerung (Beine tiefe und Oberkörper hoch) bietet die beste kardiale Entlastung. Hierzu eignet sich das Sitzen bis zum Eintreffen des Notarzt,
Was kann ich aus meiner Profession (meinem Beruf) beitragen?
• In der akuten Situation ist die notärztliche Versorgung zwingend erforderlich. Nach der akuten Versorgung oder dem Ausschluss eines akuten Herzmuskelschadens beginnen Rehabilitation, Reduzierung von Risikofaktoren und Wiederaufbau der kardialen Fitness.
• Dann wäre es auch Zeit die degenerativen Beschwerden der Kniegelenke erneut durch intensivierte Rehabilitative Maßnahmen anzugehen.
Notwendige oder zu erwartende ärztliche Begleitung
• Diagnosestellung mit Bestätigung oder Ausschluss des akuten Koronarsyndroms.
o Hierzu hilft das 12-Kanal EKG
o Laborwerte mit Troponin im Vordergrund
• Akutmedizinische Behandlung mit Koronarangiographie, ggf. Ballondilatation und Stenteinlage.
• Einleitung der kardialen Rehabilitation mit Festlegung der Belastungsgrenzen
Noch Fragen?