Blog
Lehre

Mediale, Intermediäre und Laterale Schenkelhalsfraktur – Die Richtige Einordnung Grundlage der Therapie

Röntgenbild einer Hüftfraktur mit gebrochenem und disloziertem Oberschenkelhals

Frakturen in der Hüftregion - Systematik

Nicht jede Schenkelhalsfraktur ist gleich: Die Frakturlage bestimmt die Therapieentscheidung und beeinflusst die Prognose. Lerne die Unterschiede zwischen medialen, intermediären und lateralen Frakturen kennen und erfahre, welche Behandlungsstrategie jeweils sinnvoll ist.

Von
Peter "Doc" Moritz
Feb 2025
Update
Min
Feb 2025
Update

Mediale, Intermediäre und Laterale Schenkelhalsfraktur – Die Richtige Einordnung Grundlage der Therapie

Nicht jede Schenkelhalsfraktur ist gleich: Die Frakturlage bestimmt die Therapieentscheidung und beeinflusst die Prognose. Lerne die Unterschiede zwischen medialen, intermediären und lateralen Frakturen kennen und erfahre, welche Behandlungsstrategie jeweils sinnvoll ist.

By
Peter "Doc" Moritz
Röntgenbild einer Hüftfraktur mit gebrochenem und disloziertem Oberschenkelhals

Frakturen in der Hüftregion - Systematik

Anatomische Grundlagen SHF, Häufigkeit

Die proximale Femurfraktur ist eine der häufigsten Frakturen im höheren Lebensalter und stellt eine erhebliche medizinische und sozioökonomische Herausforderung dar. Schenkelhalsfrakturen, die innerhalb des Hüftgelenks auftreten, werden anhand ihrer Lage und ihrer klinischen Relevanz klassifiziert. Dabei unterscheidet man zwischen medialen (intrakapsulären), intermediären (Übergangs-) und lateralen (extrakapsulären) Frakturen.

Anatomie und Bedeutung

Der Schenkelhals verbindet den Oberschenkelschaft mit dem Hüftkopf und wird vor allem über die Arteria circumflexa femoris medial und lateral versorgt. Eine Fraktur in diesem Bereich kann insbesondere bei intrakapsulären Brüchen die Blutversorgung des Hüftkopfes erheblich gefährden und zur Hüftkopfnekrose führen. Die Stabilität und das Heilungspotenzial einer Schenkelhalsfraktur hängen daher maßgeblich von ihrer genauen Lokalisation, der Durchblutungssituation, operativen und Rehabilitativen Nachsorge ab.

Häufigkeit und epidemiologische Relevanz

Schenkelhalsfrakturen treten mit zunehmendem Alter deutlich häufiger auf und sind oft mit einer bestehenden Osteoporose assoziiert. Die Inzidenz liegt in den Industrieländern zwischen 150 und 250 pro 100.000 Personen pro Jahr. Frauen sind aufgrund der postmenopausalen Osteoporose häufiger betroffen als Männer, mit einem Lebenszeitrisiko von etwa 11–23 % gegenüber 5–11 % bei Männern. Da die Bevölkerung immer älter wird, ist ein weiterer Anstieg dieser Frakturen zu erwarten.

Altersspezifische Herausforderungen und Behandlungskonzepte

Im höheren Lebensalter spielen neben der Frakturlokalisation auch Komorbiditäten und die funktionelle Reserve des Patienten eine entscheidende Rolle bei der Therapieentscheidung. Während bei jüngeren Patienten eine gelenkerhaltende Osteosynthese bevorzugt wird, erfolgt bei älteren, multimorbiden Patienten häufig eine primäre Endoprothese, um eine schnelle Mobilisation zu ermöglichen und immobilitätsbedingte Komplikationen wie Thrombosen, Pneumonien oder Dekubitus zu vermeiden. Die operative Versorgung sollte gemäß aktueller Leitlinien innerhalb von 24 bis 48 Stunden erfolgen, um Mortalität und Komplikationsrisiken zu minimieren.

Diese Faktoren bestimmen das individuelle therapeutische Vorgehen und unterstreichen die Bedeutung einer interdisziplinären Versorgung zwischen Unfallchirurgie, Geriatrie und Rehabilitation. In den folgenden Abschnitten werden die verschiedenen Formen der Schenkelhalsfraktur detailliert beschrieben und ihre therapeutischen Optionen erläutert.

Einteilung SHF nach Lage der Fraktur

1. Mediale Schenkelhalsfraktur (intrakapsuläre Fraktur)

  • Lage: Die Fraktur befindet sich innerhalb der Gelenkkapsel (intrakapsulär), in der Nähe des Hüftkopfes.
  • Bedeutung: Diese Frakturen haben eine hohe Relevanz, da der Hüftkopf durch die Arteria circumflexa femoris versorgt wird. Eine mediale Fraktur kann die Blutversorgung zum Hüftkopf beeinträchtigen, was zu einer Hüftkopfnekrose führen kann.
  • Behandlung: Aufgrund der Gefahr einer gestörten Durchblutung und Hüftkopfnekrose werden mediale Frakturen häufig durch eine Hüftprothese oder durch Osteosynthese mit Schrauben oder Platten behandelt.

Weitere Einteilungen und Klassifikationen

Es gibt weitere Einteilungen, besonders der medialen Schenkelhalsfraktur. Diese sind 'meines Erachtens' primär für operativ tätige Mitarbeiter:innen wichtig, da sie sich auf verschiedene für die Wahl des OP-VErfahrens entscheidende Aspekte beziehen:

  • Mechanische Stabilität - Pauwels-Einteilung
  • Garden - Durchblutungssituation
  • AO - Detaillokalisation, Versorgung

2. Intermediäre Schenkelhalsfraktur (Übergangsfraktur)

  • Lage: Diese Fraktur liegt im mittleren Bereich des Schenkelhalses, also zwischen der medialen und lateralen Zone. Sie befindet sich in einem Übergangsbereich zwischen intrakapsulären und extrakapsulären Frakturen.
  • Bedeutung: Intermediäre Schenkelhalsfrakturen können sowohl die Stabilität des Schenkelhalses als auch die Blutversorgung beeinträchtigen. Die Klassifizierung kann schwanken, je nachdem, wie weit die Fraktur in die mediale oder laterale Zone reicht.
  • Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Stabilität der Fraktur und dem Risiko einer Durchblutungsstörung. Je nach Frakturtyp kann eine Osteosynthese (meist Schrauben oder Platten) oder eine Endoprothese erforderlich sein.

3. Laterale Schenkelhalsfraktur (extrakapsuläre Fraktur)

  • Lage: Diese Fraktur liegt außerhalb der Gelenkkapsel (extrakapsulär), in Richtung des Trochanter major (großer Rollhügel).
  • Bedeutung: Da diese Fraktur den extrakapsulären Bereich betrifft, ist die Blutversorgung des Hüftkopfes in der Regel nicht beeinträchtigt. Sie ist mechanisch bedingt und wird häufig durch Trauma oder Stürze verursacht.
  • Behandlung: Laterale Frakturen sind stabiler als mediale Frakturen und können häufig durch dynamische Hüftschrauben (DHS) oder intramedulläre Nägel stabilisiert werden.

Zusammenfassung:

  • Mediale Frakturen: Intrakapsulär, hohes Risiko für Hüftkopfnekrose, häufig Prothesen oder Osteosynthese.
  • Intermediäre Frakturen: Übergangszone zwischen medial und lateral, Kombination aus stabilitäts- und versorgungsrelevanten Aspekten.
  • Laterale Frakturen: Extrakapsulär, geringeres Risiko für Durchblutungsstörungen, mechanisch bedingte Stabilität, oft weniger invasive Fixation.

Quellenangaben

[Faust et al., 2024]
Faust, L.-M., Keppler, A. M., Schöneberg, C., Liener, U. C., Böcker, W., & Neuerburg, C. (2024). Proximale Femurfrakturen. Osteologie, 33, 236–242. https://doi.org/10.1055/a-2358-1574  

[Luther, 2003]
Luther, D. (2003). Der Proximale Femurnagel im Vergleich mit der Dynamischen Hüftschraube und dem Gammanagel bei der Osteosynthese hüftgelenknaher Femurfrakturen. https://hss-opus.ub.ruhr-uni-bochum.de/opus4/frontdoor/index/index/docId/1009  

Peter "Doc" Moritz in der medizinischen Lehrveranstaltung
Veröffentlicht
Letztes Änderungsdatum
8.2.2025
Sammelband mit allen Artikel in der Reihe

Traumatologie für Spezielle Krankheitslehre

Diese Serie befasst sich mit Fragen zur Traumatologie in der medizinischen Lehre für Physiotherapeut:innen, Pflegefachkräfte, Ergotherapeut:innen. Ideal für Prüfungen im Arztfach Chirurgie- Traumatologie

Deine zentraler Anlaufpunkt für praxisorientiertes, fundiertes Wissen, damit du den Überblick behältst.

Alle relevanten Artikel an einem Ort.  Finde schnell alle Informationen, die Du brauchst.

Bookmarke diesen Sammelband und greife jederzeit auf alles zu ohne lange zu suchen.

Weitere Stories zum Thema:

Lehre Medizin

Peter "Doc" Moritz in der medizinischen Lehrveranstaltung